Aspirinresistenz
Biochemie und klinische Bedeutung
Aktivierte und aggregierte Thrombozyten spielen eine Schlüsselrolle in der Pathogenese kardiovaskulärer Erkrankungen. Nach Umwandlung von Arachidonsäure in Prostaglandin H2 durch Cyclooxygenase-1 (COX-1) synthetisieren aktivierte Thrombozyten Thromboxan A2 (TxA2), einen potenten Vasokonstriktor, der auch die Aggregation der Thrombozyten induziert. TxA2 besitzt nur eine kurze Halbwertszeit im Plasma und wird durch Hydrolyse in Thromboxan B2 (TxB2) umgewandelt. TxB2 wird seinerseits zu 11-dehydro-Thromboxan B2 (11dhTxB2) und eine große Zahl weiterer TxB2-Metaboliten umgewandelt, die über die Nieren ausgeschieden werden. Dabei ist 11dhTxB2 ein stabiler TxA2-Metabolit und ein in vivo-Indikator der Thrombozytenaktivität.
Klinische Signifikanz
Aspirin (Acetylsalicylsäure) spielt eine wichtige Rolle in der antithrombozytären Therapie bei kardiovaskulären Erkrankungen. Es ist seit vielen Jahren bekannt, dass Aspirin gerinnungshemmende Wirkung besitzt. Aspirin wirkt durch Acetylierung und irreversible Hemmung der Aktivität von COX-1, d.h. durch Hemmung der Synthese von TxA2 und dessen Metaboliten. Aspirin in niedrigen Dosierungen blockiert mehr als 95 % der Aktivität von COX-1 und vermindert die Häufigkeit von Ereignissen bei Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen um mehr als 25 %.
Eine Methode zur Überprüfung der Aspirineffektivität stellt die Bestimmung der stabilen TxA2-Metaboliten, wie z.B. 11dhTxB2, im Urin dar. Der AspirinWorks Test zeigt durch die Bestimmung des 11dhTxB2 die Effektivität der Hemmung der COX-1-Aktivität durch die verabreichte Dosis Aspirin an. Da die Effektivität von Aspirin starken interindiviuellen Schwankungen unterliegt, erhalten viele Patienten allerdings eine zu niedrige Aspirin-Dosierung, die die Plättchenfunktion nicht ausreichend hemmt. Nach Schätzungen treten bei 10-20 % der Patienten, die mit Aspirin behandelt werden, wiederkehrende thrombotische Ereignisse auf. Dieses Phänomen wird als Aspirinresistenz bezeichnet. Je nach Nachweismethode und untersuchter Population zeigen 5-57 % der untersuchten Aspirinanwender nur eine schwache Reaktion auf typische Dosierungen.
Indikation
Die Möglichkeit, das Ansprechen einer Therapie mit Aspirin zu überwachen, erlaubt eine effektive Dosierung und sichert den ausreichenden Schutz der Patienten. Eine optimale Dosisanpassung ist unabdingbar, da eine ineffektive Dosierung das Risiko weiterer Ereignisse erhöht. Andererseits ist eine erhöhte Dosierung mit einem erhöhten Blutungsrisiko assoziiert.
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