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Hämophilie


Einführung

Treten bei einem Patienten aufgrund einer Dysbalance im Gerinnungssystem Blutungskomplikationen auf, spricht man allgemein vom Vorliegen einer Hämophilie. Bedeutend sind drei Formen der hämophilen Diathese:

  1. Von Willebrand-Syndrom
  2. Hämophilie A, Hämophilie B, Hämophilie C
  3. Hemmkörperhämophilie

Bei angeborenen Koagulopathien lassen sich zwei Formen der Defekte unterscheiden:

  • Typ I-Defekt: der entsprechende Gerinnungsfaktor wird nicht gebildet. Funktionelle und immunologische Teste zeigen verminderte Werte an.
  • Typ II-Defekt: Der Gerinnungsfaktor wird in normaler Konzentration, aber mit strukturellem Defekt synthetisiert, so dass im immunologischen Test ein normaler Wert angezeigt wird, während mit funktionellen Testen verminderte Aktivität gefunden wird.

Der von Willebrand-Faktor und das von Willebrand-Syndrom

Der von Willebrand-Faktor steht physiologisch zwischen der primären und sekundären Hämostase, er ist an beiden Prozessen beteiligt. Es handelt sich um ein hochmolekulares Glycoprotein, dessen größte Multimeren ein Molekulargewicht von 20 Mio. Dalton aufweisen (zum Vergleich Wasser: 18 Dalton). Er ist aufgebaut aus vielen identischen, sich wiederholenden Untereinheiten. Die Synthese dieser Untereinheiten findet in Endothelzellen und in Megakaryozyten statt. Zur Verknüpfung werden diese Untereinheiten in den Golgi-Apparat transportiert. Das hohe Molekulargewicht prädestiniert den von Willebrand-Faktor als Adhäsivprotein. Auf dem Molekül befinden sich Bindungsstellen für Kollagen, thrombozytäre Membranproteine, Heparin, Faktor VIII und Thrombin.

Werden durch eine Verletzung Kollagenfasern freigelegt, kann der von Willebrand-Faktor an diese Kollagenfasern binden. Über die Bindungsstelle für membranständige Glycoproteine der Thrombozyten können so Plättchen an die verletzte Gefäßwand adhäriert werden. Der von Willebrand-Faktor wirkt damit als molekularer Kleber, der Plättchen an die verletzte Gefäßwand fixiert. Nur hochmolekulare Formen (große Multimere) sind in der Lage, ausreichend fest an das freigelegte Endothel zu binden. Nach Adhäsion der Thrombozyten folgt deren Aggregation, und auch hier spielt der von Willebrand-Faktor (vor allem im Gebiet hoher Scherkräfte, z. B. im arteriellen Stromgebiet) eine wichtige Rolle: Er dient analog dem Fibrinogen als Brückenligand zwischen den einzelnen Thrombozyten.

In der plasmatischen Gerinnung beeinflusst der von Willebrand-Faktor maßgeblich die Konzentration von Faktor VIII. In der Zirkulation liegen Faktor VIII und von Willebrand-Faktor als Komplex vor, so dass einerseits eine hohe Faktor VIII-Konzentration an der verletzten Stelle gewährleistet wird, zum anderen schützt der von Willebrand-Faktor den empfindlichen Faktor VIII vor vorzeitiger Proteolyse. 

Prinzipiell lässt sich das von Willebrand-Syndrom in drei unterschiedliche Haupttypen unterteilen:

  • Typ 1: Quantitativer Defekt bei normaler Molekül- und Multimerenstruktur.
  • Typ 2: Qualitativer, struktureller Defekt mit einer Vielzahl unterschiedlicher Subtypen.
  • Typ 3: Nahezu vollständiger quantitativer Defekt.

Hämophilie A, B und C

Die Hämophilie ("Bluterkrankheit") zählt zu den bekanntesten Erbkrankheiten, bei denen die Blutgerinnung gestört ist. 

Hämophilie A wird X-chromosomal rezessiv vererbt. Dadurch sind (bis auf zwei dokumentierte Fälle weltweit) ausschließlich Männer betroffen.
Hämophilie B wird ebenfalls X-chromosomal rezessiv vererbt, es kommt zu einem Mangel an Faktor IX.
Hämophilie C: Diese Krankheit wird autosomal-rezessiv vererbt, im Verlauf kommt es zu einem Mangel an Faktor XI.

Hemmkörperhämophilie

Ein bestimmter Prozentsatz der Hämophilie-Patienten entwickelt Antikörper (IgG oder IgM), die gegen den entsprechenden Gerinnungsfaktor gerichtet sind (Alloantikörper).
Bei nicht-hämophilen Patienten mit erkannter Hemmkörperhämophilie werden gegen Faktor VIII gerichtete Hemmkörper (Autoantikörper) beobachtet.

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